DIE HÄSSLICHEN SCHWÄNE (Gadkie lebedi)

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Russland, Frankreich 2006
Regie: Konstantin Lopuschanski
Drehbuch: Konstantin Lopuschanski, Wjatscheslaw Rybakow
Vorlage: Arkadi & Boris Strugatski
Produzent: Proline, CDP
Kamera: Wladislaw Gurtchin
Musik: Andrey Sigle
Darsteller: Grigoriy Gladiy, Alexei Kortnev, Rimma Sarkisyan
109 min

Lopuschanskis apokalyptisches Quartett Teil 4: Endzeitvision nach Strugatzki-Vorlage

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DIE HÄSSLICHEN SCHWÄNE fängt wie auch die Vorgänger sehr rot an, auch hier brennen Feuer, diesmal von einem Zugabteil aus betrachtet, in dem der Schriftsteller Viktor Banev sitzt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Geschichte nach oder zumindest während der Apokalypse spielt. Doch es ist „nur“ die nahe Zukunft: Die Welt, wie wir sie kennen, ist noch da, aber das Ende scheint nah.
Viktor Banev ist auf dem Weg nach Tashlinsk, einer militärisch abgeriegelten Zone, in denen sog. Aquatters (dt.:“Die Nassen“, vermutlich Mutanten) eine Hochbegabtenschule betreiben. Banevs Tochter ist eines der Kinder, das diese Schule besucht. Die Schule befindet sich in einem Gebiet, in dem es immer regnet und anscheinend ewige Nacht herrscht. Die Aquatter (telepathisch und -kinetisch begabt) lassen nur Menschen mit positiven Gedanken in ihre Nähe. Wer den Test nicht besteht, muss sterben.
Als Banev die Zone erreicht, ist das Militär dort in höchster Aufruhr: Da die Aquatter den Menschen überlegen sind, wird eine Übernahme der Menschheit durch sie befürchtet. Ähnlich der Wissenschaftlerrunde am Anfang von SOLARIS wird auch hier in einer Krisensitzung diskutiert, ob das, was der Mensch nicht verstehen/beherrschen kann vernichtet werden soll.

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DIE HÄSSLICHEN SCHWÄNE ist Lopuschanskis zugänglichster Film: ein linearer Handlungsstrang, das Fernsehzwangsformat 1,85:1 und eine relativ konventionelle, aber trotzdem düstere Auflösung. Dennoch wird die Hollywood-Sehgewohnheit strapaziert: Zu langsam ist das Tempo, zu tiefgründig die Gespräche, die geführt werden und zu traurig die Grundstimmung. Die Sympathien liegen ganz klar auf der Seite der Aquatter: Nichts spricht dafür, dass sie Schlimmes im Schilde führen. Der angesichts dieser Halb-Götter erbärmliche Mensch kann es einfach nicht ertragen, dass es eine Rasse ohne den Drang zur Selbstzerstörung gibt.
Verweise auf STALKER gibt es einige, diesmal allerdings eher, weil DIE HÄSSLICHEN SCHWÄNE eine inhaltlich vereinfachte Version der gleichnamigen literarischen Vorlage (1967) der Strugatzki-Brüder ist. Lopuschanski de Luxe ist eine Szene, in der die Protagonisten wieder einmal knietief durchs Wasser müssen, aber diesmal machen sie Rast in einer überschwemmten Kneipe und philosophieren dort bei einer Mahlzeit in der Nässe.
Jenseits von Festivals ging der Film ziemlich unter. Dass es sogar eine deutsche DVD-Veröffentlichung gibt, ist wahrscheinlich noch nicht einmal Science-Fiction-Fans aufgefallen. Lopuschanskis Visionen scheinen nie in das jeweilige Zeitgeist-Korsett zu passen.
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Arthouse-Exploitation-Gewichtung 50:50

Schulnote: 2+

Dieser Film beschert Menschen einen unterhaltsamen Abend, die
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mochten.

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